Der polnische Zeichner Mariusz Tarkawian ist der Preisträger des Goslarer Kaiserring-Stipendiums 2009, das in diesem Jahr sein 25jähriges Jubiläum feiert. Es beinhaltet einen Ankauf für 5.000 Euro, einen Katalog und eine Ausstellung im Mönchehaus Museum in Goslar.
Nulla dies sine linea – Keinen Tag, ohne etwas geschrieben zu haben, verordnete sich Walter Benjamin. Das ist auch die Maxime des 1983 geborenen Künstlers Mariusz Tarkawian. Kein Tag vergeht, ohne dass er nicht wenigstens eine Zeichnung angefertigt hätte. Der schon als Kind unermüdlich zeichnende Tarkawian hat die Kunstakademie in Lublin (Polen) besucht, wo er auch heute noch lebt und arbeitet. Nach Einzelausstellungen in Polen, der Schweiz und in Österreich machte er in Deutschland auf der letzten Kunstmesse in Köln auf sich aufmerksam.
Die genau beobachteten und rasch gefertigten Zeichnungen von Mariusz Tarkawian sind knapp, präzise und prägnant. Sie kreisen immer wieder um das „Betriebssystem Kunst“. Wie sehen die Signaturen erfolgreicher Werke aus? Was unterscheidet sie von anderen? Wie ist das Verhältnis von Kunst und Markt? Wer sind die „Strippenzieher“ der Szene? Welche Rolle spielen Kritiker, Kuratoren, Sammler? Welche Netzwerke sind für die Durchsetzung und Anerkennung eines Künstlers wichtig? Wie ändert sich die Kunst im Verlauf ihrer Geschichte? All diese Fragen thematisiert und kommentiert Tarkawian in unterschiedlichen Werkgruppen als work in progress.
Hervorgetreten ist Mariusz Tarkawian mit dem Zyklus „Looking for Art“, in dem er sich die Werke bekannter, aber auch völlig unbekannter Künstler mit dem Zeichenstift „aneignet“. Neben den nie gesehenen Bildern der Unbekannten finden wir berühmte Ikonen von Damian Hirst, Araki oder den Chapman Brüdern. In seinen kleinformatigen Zeichnungen vereinheitlicht Tarkawian die völlig unterschiedlichen künstlerischen Ansätze und Medien wie Foto- und Videokunst, Installation, Malerei und Skulptur. Das unterscheidet seinen konzeptionellen Ansatz entscheidend von den Strategien der „Appropriation Art“. Natürlich auch, wenn er in „In Anticipation of Art“ mit dem Zeichenstift Überlegungen anstellt, wie die Arbeiten dieser Künstler wohl in Zukunft aussehen werden. In Goslar wird er neben Arbeiten aus diesen Serien zwei neue Werkreihen „Potential Artists“ sowie „Time Regained“ zeigen, die sich mit den Werken der Kaiserringträger und denen der Kaiserringstipendiaten auseinandersetzen.
Michael Stoeber
In Anticipation of Art
Bildfolge, Bleistiftzeichnungen 2008
Courtesy: Program Gallery, Warschau
Time and Art
Mönchehaus Museum, Installationsansichten
Fotos: Bernhard Heinze, Weddingen
Das Goslarer Kaiserring-Stipendium 2009 wird großzügig gefördert von der Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und Raiffeisenbanken und der Volksbank Nordharz eG