Ausstellungsansichten
Fotos: Bernhard Heinze, Weddingen
Die Bilder von der Welt(gesellschaft), die Andreas Gursky in den letzten fünfzehn Jahren geschaffen hat, zeigen Chaos und Gestaltung, Formlosigkeit und Form, Ausschnitthaftigkeit und Monumentalität zugleich. Sie sprengen die verengte Perspektive des individuellen Betrachters; sie sind, um Spiegel und Korrektiv gesellschaftlicher Wirklichkeit zu sein, mehr als bloße Abbilder. Wie in der Anamorphose oder einer Verzerrung gerät mehr in den Blick, als man üblicherweise aufzunehmen in der Lage ist. Es sind Fiktionen auf der Grundlage von Fakten. Überwältigt durch die Ausstrahlung der Fotografien – verstärkt durch die extrem großen Formate, die Perfektion, die Brillianz und teils auch durch die pathetisch aufgeladene Anordnung als Diptychen – werden beim Betrachter vertraute innere Bilder aufgerufen. Diese beruhen, wenn nicht auf unmittelbar eigener Erfahrung, auf medialer Vermittlung. Gurskys Werke interpretieren „kollektiv geprägte innere Bilder einer Weltgemeinschaft, die über gleiche Erfahrungen und damit verbundene Assoziationen verfügt.“ (Thomas Weski)
Andreas Gursky geht nicht subtraktiv vor wie bei der analogen Fotografie, bei der ein Ausschnitt festgelegt wird, sondern additiv: Einzelne Elemente werden in der digitalen Postproduktion zu einem neuen Bild zusammengefügt. Die Prägung durch den konzeptuellen Ansatz seiner Lehrer, den Kaiserringträgern Bernd und Hilla Becher, ist unverkennbar: Die Bündelung von Einzelaufnahmen zu Typologien und Formenkatalogen, die den Blick des Betrachters auf die Strukturen lenken, beruht auch auf dem Grundprinzip der Montage. Doch während die Bechers noch ganz der dokumentarischen analogen Fotografie verhaftet sind, kombiniert Gursky deren verbindliche Qualitäten mit der Freiheit der digitalen Fotografie.
Marion Ackermann
Direktorin Kunstmuseum Stuttgart
Kaiserring-Jury
Ausgewählte Arbeiten
Copyright: © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst Bonn 2008
Courtesy: Galerie Monika Sprüth / Philomene Magers, Köln München London
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