1988

Gerhard Richter

1988_Kaiserring-Gerhard_Richter
Gerhard Richter vor dem Goslarer Rathaus
Foto: Dietmar Langner, Goslar

Gerhard Richter, der wohl prominenteste deutsche Künstler der Gegenwart, lässt sich nicht auf eine Bildsprache festlegen. Er malt immer wieder anders und macht so deutlich, dass Stil für ihn allein malerisches Mittel ist, nicht eine Frage der persönlichen Signatur.

Der gebürtige Dresdener wurde mit gegenständlichen, schwarzweißen Gemälden nach Motiven aus der Presse oder dem eigenen Familienfotoalbum bekannt, denen er das verwischte Aussehen einer unscharfen Fotografie gegeben hatte. Die Wirklichkeit ist schwer zu erkennen, sollte das heißen.

Wenig erstaunlich, dass er diesen Malstil sehr viel später noch einmal bei seinen Porträts der toten RAF-Protagonisten einsetzte. Aber auch wenn Richter in altmeisterlicher Manier Mitglieder seiner Familie porträtiert, entziehen sie uns oft ihr Gesicht oder wenden uns den Rücken zu und bleiben uns so ein Rätsel.

Ganz ähnlich wirken seine aus unzähligen Malschichten aufgebauten abstrakten Gemälde. Sie werden von Richter so oft übermalt und mit dem Rakel aufgerissen, bis sie komplexe und hermetische Farbräume zeigen, die der Betrachter in immer neuer und anderer Weise lesen und verstehen kann.